Freitag, 2. November 2007

Stundenlohn des Referendars - nachgerechnet

Eine einstige Bekannte regte sich immer darüber auf, dass diese doofen Lehrer ja im Referendariat Geld bekommen, während diese praktische Phase der Ausbildung in anderen Berufen (Arzt oder Anwalt) als Teil des Studiums ohne Gehalt von statten geht - und das, wo doch die bratzigen Lehramtsanwärter gerade acht bis zehn Stunden in der Schule stehen - und diese Stunden haben gerade 45 Minuten.

Ich hab das mal nachgerechnet... der Studienreferendar in Niedersachsen erteilt tatsächlich nur acht Unterrichtsstunden in eigener Verantwortung. Es wäre schön, wenn das nur 45 Minuten wären. Effektiv kommt immer noch etwas hinzu, wenn man pünktlich zum Unterrichtsbeginn (Klingeln) im Klassenraum sein will, hinzu kommen Gespräche mit Schülern ("Herr Donk, wie stehe ich jetzt eigentlich in Englisch? ... VIER??? WARUM???") und vorbereitendes kopieren, was meistens Schlangestehen am kopierer bedeutet. Na gut, machen wir aus den acht Stunden mal acht mal 55 Minuten (eine ganze Stunde ist den Kritikern sicher zu viel) und wir erhalten 7 Stunden 20 Minuten.

Dazu kommen weitere vier Unterrichtsstunden Hospitationsunterricht (unter einer betreuenden Lehrkraft), mit mindestens einer (Zeit-!)Stunde Nachbesprechnung pro Woche, und wir haben 11:20 Stunden.

Nehmen wir an, dass der faule Referendar nicht alle der Stunden Hospitationsstunden selbst gibt, sondern nur zur Beobachtung im Raum sitzt, vielleicht gar nur die Hälfte, dann kommen wir auf zehn vorzubereitenden Unterrichtsstunden. Das Problem ist, dass die Inhalte des Unterrichts nicht während des Studiums vermittelt werden, was toll genug ist. Mann, ich hab was über P. B. Shelleys "Prometehus Unbound - der entfesselte Prometheus" belegen dürfen/können. Das Ding ist leider so komplex, dass man es nciht mal auf erhöhtem Niveau einer 13. Klasse anbieten kann (die es eh bald nicht mehr gibt). Und "Bend it like Beckham" war leider unter dem Niveau unseres Literaturprofessors. Also, man muss ich alles selbst aneignen. Juhuu! Und Unterrichtsmethodik war auch nur so eine Nebenbeigeschichte. Also kann man für jeder vorzubereitende Unterrichtsstunde etwa ein bis zwei Stunden Vorbereitung rechnen. Ja, so viel. Inhalte wollen recherchiert werden, aufbereitet, der Unterricht als solcher geplant werden, Gruppen zusammengestellt (wer geht mit wem warum niemals in eienr Gruppe?) und das Arbeitsmaterial vorbereitet werden. Ja, das kostet Zeit. Also, sagen wir: 1,5 Stunden pro Unterrichtsstunde. Wenn man mit dem Referendariat fertig ist, geht das schneller, irgendwann hat man auch so viel Material angesammelt, dass das alles nicht mehr notwendig ist. Man braucht vielleicht noch eine knappe Stunde, währned man am Anfang so blöd dasteht, dass man eher gut zwei Stunden braucht. Gleicht sich also aus.

Es kommen also 15 Zeitstunden Vorbereitungszeit hinzu, macht 25:20 - ohne die Korrektur von Klassenarbeiten/Klausuren oder Durchsicht von Heften und Mappen. Die sind so schwer zu berechnen, dass wir das hier lieber lassen, denn sie kommen alle paar Wochen in geballter Masse auf einen zu, mit 2 Stunden für einen Grammatiktest in der 5. Klasse bis hin zu mind 10 Stunden für eine Klausur in der Oberstufe. Und dann schreibt man je nach Fach mal mehr, mal weniger.

Fertig? Nein. Es kommen noch 4:30 pro Woche an Seminaren hinzu, dann noch mal mindestens eine Stunde in der Woche für Nachbesprechungen von Unterrichtsbesuchen durch Fachleiter und Seminarleiter und wir erhalten 30:50 pro Woche.

Der Monat enthält ca. 4,35 Wochen, was eine Gesamtarbeitszeit von monatlich 134:08 Stunden ausmacht.

Das Gehalt eines Referendars am Gymnasium macht etwa knappe 1000,- aus, was 7,50 Euro pro Stunde bedeutet.

Ich habe keine Ahnung, wie es bei Ärzten aussieht, die vielleicht inzwischen echt arme Schweine sind (obwohl ich ja jetzt auch die Arztrechnungen sehe und so eine halbe Stunde beim Arzt schon mal 75-100 Euro werden können), aber der Stundensatz eines Anwalts liegt bei 200 Euro oder so (frag mich nur keiner nach einer Quelle). Damit bekommt der Anwalt nach 25 Stunden Arbeit (weniger als die Wochenarbeitszeit eines Referendars) bereits das Gehalt eines Oberstudiendirektors zusammen.

Fassen wir also zusammen: Laut www.einzelhandel.de beträgt der durchschnittliche Stundenlohn einer Verkäuferin 7,50 bis 12,50 Euro. Da liegt der Referendar am unteren Ende. Das Anfangsgehalt des Gymnasiallehrers liegt dann bei etwa 15 Euro die Stunde.

Sorry, Herr Dr. jur, aber auch wenn Du Deine Sekretärin noch bezahlen musst, mein Mitleid für die grobe Ungerechtigkeit während des Referendariats hast Du nicht. Nennt mich Arschloch, dann dürft ihr eine Doppelstunde Kunst am Nachmittag in der 8. Klasse geben...

.db

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