ALK II, oder: Warum Hartz IV funktioniert
Willkommen im Dschungel der Bürokratie. Für viele war ja die Ankunft des neuen "Arbeitslosengeldes II" ein Segen, für andere ein Fluch. Schizophren ist das Ding alle mal. Als Antragsteller muss sich der Hilfebedürftige durch einen Wust von Formularen wühlen, gibt das Äquivalent des Monatseinkommens von Helmut Mehdorn für Fotokopien aus und lässt nebenbei noch die Hosen runter, weil man siene Kontoauszüge vorzeigen soll. Das schreckt ab.
Die Kontoauszüge haben ja den tollen Hintergrund, dass man daran sehen kann, ob einem die Eltern, Geschwister, besten Freunde oder sonstwer Geld überwiesen haben. Das kann man als Einkommen werten und das Syndikat aus Sozialamt und Agentur für Arbeit zieht einem dies großzügig von den Leistungen ab. Ob das Geld nur geliehen ist, um die elend lange Zeit zwischen Antragstellung und erster Auszahlung zu überbrücken, ist egal, vor allem ist egal, ob man das Geld eigentlich zurückzahlen musste.
Man kann leider die Formulare nicht einfach ausfüllen, hinschicken, warten, nein, man muss persönlich hin und bekommt dann ersteinmal einen Sachbearbeiter vorgesetzt, der sich auf dem Antrag die Notiz macht, dass der Ehegatte der Antragstellerin als Studienreferendar ja nebenbei noch arbeiten kann, denn er gibt ja nur acht Stunden eigenverantwortlichen Unterricht (siehe dazu auch hier.
Dann kommt das eigentliche Beratungsgespräch bei einer lustigen Hilfskraft, die vielleicht mal Floristin gelernt aber durch eine perverse ABM in der Agentur gelandet ist. Die "nordet einen erstmal ein", denn Bittsteller für ALG II müssen jeden Mist mitmachen und wer nicht spurt, bekommt die Leistungen gekürzt.
Da sind wir auch schon bei einem meiner Knackpunkte. Wer nicht spurt bekommt am Ende gar nix mehr. Faulenzer, Drückeberger und Sozialschmarotzer werden so genötigt, ihren Arsch hochzubekommen. Juhuu. So weit eine tolle Idee. Dass man diese Menschen aber notfalls verhungern oder auf der Straße lässt, na, das ist ja Banane. Die Fürsorgepflicht des Staates geht eben nur so weit... und wie ist das mit den Kindern besagter Schmarotzer?
Aber zurück zu dem Einnordungsgespräch. Meine liebe Ehefrau war nunmal dort. Warum? Naja, sie hatte ihr zweites Lehrerstaatsexamen in der Tasche, war sich nicht sicher, ob sie an der Schule bleiben wollte oder in ihren alten Beruf zurückkehren soll, oder Alternativen ausprobieren soll. Außerdem endet das Referendariat in Niedersachsen zum November, während Stellen frühestens zu Februar frei werden. Arbeistlos würde sie also so oder so...
Als Wirtschaftslehrerin weiß sie um die Bedeutung einer guten Berufsberatung und hoffte, mit ihrem ALG II-Antrag genau diese zu bekommen.
Fehlanzeige. Denn zuerst muss sie an verschiedenen Maßnahmen teilnehmen, darunter Bewerbungs- und ähnliche Trainings. Das mag Sinn machen, aber nicht für eine Lehrerin, die ihren Schülern das Bewerben beibringt, Vorstellungsgespräche übt usw. Was sie wollte, war etwas Geld, um die Durststrecke bis zur neuen Stelle zu überbrücken und ein paar gute Anregungen, wo und wie sich eine Lehrerin noch nützlich machen kann.
Die gute Frau machte ihr klar, dass es kein Drumrum um die Maßnahmen gibt (die den Steuerzahler natürich Geld kosten), egal wie gut sie diese selbst durchführen könnte. Wer nicht spurt... naja.
Und das Beratungs- oder eher "Vermittlungs"-gespräch? Nee, dazu sei die Dame ja gar nicht ausgebildet. Das kann sie nicht. Und das kommt danna uch vielleicht erst, wenn sie sich schon dumm und dusselig beworben oder den Verstand in (in ihrem Falle) nutzlosen Schulungen verloren hat. Naja. Aber sie könne ja mal (tolle Sache) die gelben Seiten aufschlagen, vielleicht sieht sie da ja einen beruf, der sie interessiert.
Die gelben Seiten.
Und ihr alter Beruf? Buchhändlerin? Da solle sie sich auch mal bewerben. Nun liebt meien Frau ihren alten Beruf auch über alles (abgesehen von den abartigen Arbeitszeiten im Einzelhandel) und hat schn alle Buchhandlungen am Ort persönlich oder telefonisch abgeklappert. Nur eine war bereit, sie für das Weihnachtsgeschäft zu übernehmen, aber Vollzeit für einen Hungelohn ohne Chance auf Verlängerung, dafür aber mit zweiwöchiger Probearbeitszeit ohne Bezahlung. HAHA!!! Hat sie sich da nicht schriftlich beworben? fragte die lustige ALG II-Frau. Nein, wenn kein Bedarf vorhanden ist, kann man das auch so klären. ALG-Frau war konsterniert. Nee, nee, das muss alles schriftlich gehen, damit sie sehen kann, dass sie sich auf wirklich kümmere. Und wenn die Buchhandlungen jetzt keinen Bedarf haben, dann haben sie jedenfalls ihre Bewerbung irgendwo liegen (die Erfindung des Altpapiereimers war der Frau neu) und vielleicht holen sie sie ja in zwei, drei Monaten nochmal raus? Klar, dachte meine Liebste, in zwei drei Monaten, nach dem Weihnachstgeschäft, ist ja auch nur die größte Flaute im Einzelhandel, nix los und überhaupt. Eingestellt wird da nix. Aber von jemandem, der als ultimative Berufsorientierung die gelben Seiten empfiehlt und nicht den Kollegen oder das Berufsinformationszentrum im Erdgeschoss, von dem erwartet man auch nix anderes.
Meine Frau kam heim und war außer sich angesichts dieser Ansammlung gröbster Inkompetenz. Das nächste Gespräch war für zwei Wochen später angesetzt, das wollte sie vermeiden. Sie durchforstete das Internet nach Jobangeboten. Und sie fand etwas, noch innerhalb weniger Tage nach dem Vermittlungsgespräch (bei welchem nicht einmal der Ansatz einer Vermittlung versucht wurde), hatte sie einen Arbeitsvertrag als Buchhändlerin in der Tasche.
Wo hatte sie das Angebot gefunden? Auf der Internetseite der Agentur für Arbeit.
Die scheint aber den ALG II-Vermittern unbekannt zu sein.
Was bedeutet das für uns?
Erstens: Die unvermittelbaren Idioten stellt die ALG II-Stelle selbst ein. Warum?
Zweitens: Wer will sich in die Hände dieser Menschen begeben? Bei so viel Idiotie und Inkompetenz verdoppelt der durchschnittlich intelligente Mensch seine Bestrebungen eine Anstellung zu finden (und findet dabei selbstständig bessere Beratungsangebote als die gelben Seiten). Die Arbeitslosigkeit sinkt dank der Inkompetenz der Sachbearbeiter. Die ganz Verweifelten gehen gleich auf die Straße betteln, als sich die Eniedrigung durch diese putzigen Kerlchen zu gönnen.
Kurz: Hartz IV funktioniert.
Man fragt sich, ob der Wahnsinn Methode hat...
.db
Die Kontoauszüge haben ja den tollen Hintergrund, dass man daran sehen kann, ob einem die Eltern, Geschwister, besten Freunde oder sonstwer Geld überwiesen haben. Das kann man als Einkommen werten und das Syndikat aus Sozialamt und Agentur für Arbeit zieht einem dies großzügig von den Leistungen ab. Ob das Geld nur geliehen ist, um die elend lange Zeit zwischen Antragstellung und erster Auszahlung zu überbrücken, ist egal, vor allem ist egal, ob man das Geld eigentlich zurückzahlen musste.
Man kann leider die Formulare nicht einfach ausfüllen, hinschicken, warten, nein, man muss persönlich hin und bekommt dann ersteinmal einen Sachbearbeiter vorgesetzt, der sich auf dem Antrag die Notiz macht, dass der Ehegatte der Antragstellerin als Studienreferendar ja nebenbei noch arbeiten kann, denn er gibt ja nur acht Stunden eigenverantwortlichen Unterricht (siehe dazu auch hier.
Dann kommt das eigentliche Beratungsgespräch bei einer lustigen Hilfskraft, die vielleicht mal Floristin gelernt aber durch eine perverse ABM in der Agentur gelandet ist. Die "nordet einen erstmal ein", denn Bittsteller für ALG II müssen jeden Mist mitmachen und wer nicht spurt, bekommt die Leistungen gekürzt.
Da sind wir auch schon bei einem meiner Knackpunkte. Wer nicht spurt bekommt am Ende gar nix mehr. Faulenzer, Drückeberger und Sozialschmarotzer werden so genötigt, ihren Arsch hochzubekommen. Juhuu. So weit eine tolle Idee. Dass man diese Menschen aber notfalls verhungern oder auf der Straße lässt, na, das ist ja Banane. Die Fürsorgepflicht des Staates geht eben nur so weit... und wie ist das mit den Kindern besagter Schmarotzer?
Aber zurück zu dem Einnordungsgespräch. Meine liebe Ehefrau war nunmal dort. Warum? Naja, sie hatte ihr zweites Lehrerstaatsexamen in der Tasche, war sich nicht sicher, ob sie an der Schule bleiben wollte oder in ihren alten Beruf zurückkehren soll, oder Alternativen ausprobieren soll. Außerdem endet das Referendariat in Niedersachsen zum November, während Stellen frühestens zu Februar frei werden. Arbeistlos würde sie also so oder so...
Als Wirtschaftslehrerin weiß sie um die Bedeutung einer guten Berufsberatung und hoffte, mit ihrem ALG II-Antrag genau diese zu bekommen.
Fehlanzeige. Denn zuerst muss sie an verschiedenen Maßnahmen teilnehmen, darunter Bewerbungs- und ähnliche Trainings. Das mag Sinn machen, aber nicht für eine Lehrerin, die ihren Schülern das Bewerben beibringt, Vorstellungsgespräche übt usw. Was sie wollte, war etwas Geld, um die Durststrecke bis zur neuen Stelle zu überbrücken und ein paar gute Anregungen, wo und wie sich eine Lehrerin noch nützlich machen kann.
Die gute Frau machte ihr klar, dass es kein Drumrum um die Maßnahmen gibt (die den Steuerzahler natürich Geld kosten), egal wie gut sie diese selbst durchführen könnte. Wer nicht spurt... naja.
Und das Beratungs- oder eher "Vermittlungs"-gespräch? Nee, dazu sei die Dame ja gar nicht ausgebildet. Das kann sie nicht. Und das kommt danna uch vielleicht erst, wenn sie sich schon dumm und dusselig beworben oder den Verstand in (in ihrem Falle) nutzlosen Schulungen verloren hat. Naja. Aber sie könne ja mal (tolle Sache) die gelben Seiten aufschlagen, vielleicht sieht sie da ja einen beruf, der sie interessiert.
Die gelben Seiten.
Und ihr alter Beruf? Buchhändlerin? Da solle sie sich auch mal bewerben. Nun liebt meien Frau ihren alten Beruf auch über alles (abgesehen von den abartigen Arbeitszeiten im Einzelhandel) und hat schn alle Buchhandlungen am Ort persönlich oder telefonisch abgeklappert. Nur eine war bereit, sie für das Weihnachtsgeschäft zu übernehmen, aber Vollzeit für einen Hungelohn ohne Chance auf Verlängerung, dafür aber mit zweiwöchiger Probearbeitszeit ohne Bezahlung. HAHA!!! Hat sie sich da nicht schriftlich beworben? fragte die lustige ALG II-Frau. Nein, wenn kein Bedarf vorhanden ist, kann man das auch so klären. ALG-Frau war konsterniert. Nee, nee, das muss alles schriftlich gehen, damit sie sehen kann, dass sie sich auf wirklich kümmere. Und wenn die Buchhandlungen jetzt keinen Bedarf haben, dann haben sie jedenfalls ihre Bewerbung irgendwo liegen (die Erfindung des Altpapiereimers war der Frau neu) und vielleicht holen sie sie ja in zwei, drei Monaten nochmal raus? Klar, dachte meine Liebste, in zwei drei Monaten, nach dem Weihnachstgeschäft, ist ja auch nur die größte Flaute im Einzelhandel, nix los und überhaupt. Eingestellt wird da nix. Aber von jemandem, der als ultimative Berufsorientierung die gelben Seiten empfiehlt und nicht den Kollegen oder das Berufsinformationszentrum im Erdgeschoss, von dem erwartet man auch nix anderes.
Meine Frau kam heim und war außer sich angesichts dieser Ansammlung gröbster Inkompetenz. Das nächste Gespräch war für zwei Wochen später angesetzt, das wollte sie vermeiden. Sie durchforstete das Internet nach Jobangeboten. Und sie fand etwas, noch innerhalb weniger Tage nach dem Vermittlungsgespräch (bei welchem nicht einmal der Ansatz einer Vermittlung versucht wurde), hatte sie einen Arbeitsvertrag als Buchhändlerin in der Tasche.
Wo hatte sie das Angebot gefunden? Auf der Internetseite der Agentur für Arbeit.
Die scheint aber den ALG II-Vermittern unbekannt zu sein.
Was bedeutet das für uns?
Erstens: Die unvermittelbaren Idioten stellt die ALG II-Stelle selbst ein. Warum?
Zweitens: Wer will sich in die Hände dieser Menschen begeben? Bei so viel Idiotie und Inkompetenz verdoppelt der durchschnittlich intelligente Mensch seine Bestrebungen eine Anstellung zu finden (und findet dabei selbstständig bessere Beratungsangebote als die gelben Seiten). Die Arbeitslosigkeit sinkt dank der Inkompetenz der Sachbearbeiter. Die ganz Verweifelten gehen gleich auf die Straße betteln, als sich die Eniedrigung durch diese putzigen Kerlchen zu gönnen.
Kurz: Hartz IV funktioniert.
Man fragt sich, ob der Wahnsinn Methode hat...
.db
Donk Bars - 8. Nov, 10:00