Mittwoch, 27. Juni 2007

Lehrer (1)

Den Lehrer von einst gibt es nicht mehr. Na gut, ein paar gibt es noch, diese alternden Pauker, die ihre Schüler als nutzlose Last ansehen, die ihren Unterricht seit 40 Jahren mit einer unausstehlichen Gleichgültigkeit verrichten und sich in den Pausen auf ihren Stammsessel im Lehrerzimmer verdrücken, den sie mit einer Tasse Kaffee, einer Palisade aus Klausurheften und einem hündischen Knurren zu verteidigen wissen.

Dann gibt es die anderen - diejenigen, die von Autoren solcher Bücher, wie dem Lehrerhasserbuch von Lotte Kühn, ignoriert oder verzerrt werden. Das sind die, die sich nach Stundenende noch den einen oder anderen Schüler zu sich biten, ihm Hilfestellungen und Tipps angedeihen lassen, dann zum nächsten Unterricht hasten, alle 1,5 Stunden mal für eine Viertelstunde umeinen Sitzplatz im überfüllten Lehrerzimmer kämpfen müssen und dann wieder hinaus gehen. Lehrer, die verscuhen, mit Elan und Motivation ihre Schüler mitzureißen und kaum merken, wie anstrengend das ist, die Aufmerksamkeit von über dreißig phlegmatischen, pubertierenden Kids an sich zu reißen, bis sie am späten Nachmittag (Neuigkeit an alle ewiggestrigen Lehrer-sind-faule-Halbtagsbeamte-Begeisterten: Es gibt inzwischen die Ganztagsschule) daheim am Küchentisch landen, wo noch die Deutschaufsätze von letzter Woche auf sie warten.

Kinners, ich kann nur sagen, Schule ist ein Knochenjob. Man macht sich keine Vorstellung. Aber die Dauerpower, unter der ein Lehrer selbst bei nur sechs Stunden steht, ist enorm. Alle 45 Minuten wechselt die Klasse - neuer Leistungsstand, neues Thema, wer Vollzeit arbeitet und, sagen wir, ein zwei und ein vierstündiges Fach unterrichtet, hat man so an die neun verschiedenen Klassen, was über 250 Schüler sind, von denen man sich alle Namen und Leistungen und persönliche Probleme merken muss, um nicht hier undd a in ein Fetnäpfen zu treten, das innerhalb von Sekunden das Klassenklima kippt und eine Terrorwelle auslöst. Im Endeffekt ist es den Schülern so oder so egal, wie gut sie abschneiden, solange sie weiter kommen und am Ende beim Abschlusszeugnis einigermaßen glänzen. Bis dahin...

Ich will nicht jammern - bin ja auch nicht tief mit den anderen im Schützengraben. Nein, nein. Ich muss nur sagen, dass ich sie bewundere, die da immer wieder hinausgehen, um den Schülern etwas beizubringen, obwohl die lieber an ihrer PSP oder dem Ball kleben würden. Und dann steht man da vorne, rackert sich einen Wolf und wenn man merkt, dass es ankommt, dass einige und immer mehr Schüler mitgerissen werden, neugiereig werden, mehr wissen wollen und tatsächlich lernen UND Spaß dabei haben, dann sinkt man abends zwar halb bewusstlos am Küchentisch zusammen... aber glücklich...

.db

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