Samstag, 1. September 2007

Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Captain Future nicht!

Captain Future war cool, als ich klein war. Wann war das? Späte 70er Jahre... Huh! Die albernen japanischen Zeichnungen, die Tatsache, dass ein vollkommen dreidimensionales Raumschiff in einer einzigen (der 5.) Dimension verschwinden kann... und dann der Soundtrack. Irgendwann wurde man größer, die Serie lief nciht mehr, alles verschwand im Vergessen.

Es ist ein ziemlicher Hammer, was für Schockerlebnisse und Enttäuschungen das Leben so mitbringen kann. So habe ich vor kurzem herausgefunden, dass Hayao Hiyazaki, der Schöpfer solcher Anime-Meisterwerke wie Chihiro Reise ins Zauberland, einst etwas anderes verbrochen hat... Heidi! Diese einstmals so anrührende Fernostversion des deutschsprachigen KLassikers. Ich meine, mal ehrlich, wer kennt den Roman von Johanna Spyri oder die ganzen Realverfilmungen? Wer Heidi hört, denkt an "HEIDI HEIDI; DAINE WÄLT SIND DIE BÄHÄRGÄÄÄÄÄ!" Und mit Gitti und Erikas Initiation in die amorphen kakophonien des Volksmusik-Orkus sind wir schon fast wieder beim Thema.

Irgendwann in den 90ern geschah es, dass ein junger DJ das dramatische "Feinde greifen an!"-Thema aus Captain Future aufgriff und einen Dance-Hit daraus machte. Die zu Studenten gewordene Generation entdeckte ihren Helden wieder, oder zumindest seine Musik als Kult und endlich auf CD. Das war so ein plötzlicher Rückblick auf das bisherige Leben, eine frühe Chance einers Zwischenreümees, man fühlte sich plötzlich reif und weise, so wie dieser ältere Herr, der irgendwo im Park meint, er hätte seine Brillen lieber gleich bei Fielmann kaufen sollen. Und das Bild des jungen DJ übertrug sich auf die alten elektronischen Disco-Klänge, die damals so unglaublich modern, dramatisch und geyl waren. Man fragte sich, wer hat das geschrieben? Und man stellte sich etwas unter dem Namen Christian Bruhn vor, das jung und dynamisch war, so ein jugendlicher Elektronik-Musik-Tüftler. Und dann forscht man mal nach. Der Mann hat eine INternetpräsenz und es plärrt einem erst einmal das Capatin Future Thema entgegen. Aber der Meister, der den Soundtrack zur Kindheit einer ganzen Generation geliefert hat, hat auch ein Gesicht, das einem zulächelt. Das Gesicht erinnert dann plötzlich an eben den älteren Herrn aus der Fielmann-Werbung und das Lächeln scheint zu fragen "Na? Überrascht?"

Aber die Überraschungen reißen nicht ab, denn man will ja auch wissen, was da jenseits von Captain Future so krepelt. Und da kommt dann nämlich der Schock. So, wie Heidi-Zeichner Hayao Hiyazakis Vergangenheit ernüchternd wirkte, so auch hier. Denn Herr Bruhn war nicht unbedingt jung und unbedarft, als er dieses vermeintliche Meisterwerk schuf, sondern ein verdammt alter Hase, der schon einer anderen japanoiden Serie das Titelthema geschrieben hatte. Und langsam schließt sich der Kreis, denn nicht nur Ken, Otto oder Joan wurden von Bruhn betönt, sondern auch Almöhi, Ziegenpeter und Frl. Rottenmeyer.

Jawohl, Gitti und Erika schunkelten zu Tönen aus der Feder des vermeintlichen Elektropop-Helden. Und es reißt nicht ab und mit jedem Liedertitel, den Bruhn verfasst hat, wird es dem alternativen Post-Grunge-Studenten immer grüner um die Nase. Da gesellen sich am Ende solche Namen dazu wie Conni Froboess "Zwei kleine Italiener", Drafi Deutschers "Marmor, Stein und Eisen bricht" und am Ende Roberto Blanco "EIn bißchen Spaß muss sein".

Spätestens jetzt bricht nicht nur Marmor, Stein und Eisen, sondern auch ich.

Was sagt uns das? Beati pauperes spiritu. Manchmal ist Unwissen einfach besser. Mich kostet es jetzt alle Anstrengung, beim Hören der so vertrauten Klänge das bescheuerte Grinsen von Roberto Blanco auszublenden...

.db

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