Donnerstag, 23. November 2006

Sinn und Unsinn des Bloggings

Die Parallele zum Englischen Wort "Flogging" ist bemerkenswert. Was ist Blogging sonst abgesehen von einer Art der Selbstkasteiung, ein Monolog mit dem anonymen Psychoanalytiker Dr. Server? Ist schon interessant, wie mit einem Mal, da diese Praxis in Mode geraten ist, jede dumme Sau (mich eingeschlossen) meint, er oder sie oder es oder wasweissdennichverdammtnochmal muesse mal eben seine eigenen trivialitaeten im Internet kundtun. Warum? Nun, einige nutzen es als Wereflaeche, als Ersatz fuer den Newsbereich auf ihrer geschaeftlichen Seite. Nicht lange proekeln, einfach das Neuste in den Blog und weg. Wer es wirklich wissen will, der hat das Ding schon alnge abonniert und kommt von selbst. Keine elenden Newslettergeschichten mehr... Andere haben scheinbar niemanden, der sich ihren langweiligen Mist anhoeren mag. In einer depersonalisierten Welt will man gar keine Geheimnisse mehr haben. Man hat so oder so kaum Kontakt mit "echten" Menschen, die sich nicht hinter einem Screen- oder Nickname verbergen und statt eines netten Laechelns ein Manga/Anime-Avatar praesentieren. Die wenigen Sachen, die man wirklich erzaehlen will, will keiner hoeren. die andern schon gar nciht, aber es staut sich ein Mitteilungsbeduerfnis an, das dafuer sorgt, dass man irgendwann alles, aber auch wirklich alles erzaehlen will.

Frueher gab es Tagebuecher, abgewetzte Kladden, manche hinter einem raffinierten Schloss verborgen, dass allerdings beim kleinsten Raeuspern schon aufspringt. Man vertraute dem tagebuch alle kleinen Geheimnisse an, in wen man gerade verknallt war, warum die Mama gerade voll doof ist, Sexpraktiken, die man schon immer mal ausprobieren wollte und so weiter. Dann kam der Bruch. Mit dem weiterentwickelten Internet in einer Zeit, in der eh alle trivial miteinander sabbeln (Handy einschalten, wahllos jemanden anrufen "Ja, ich sitze gerade im Zug!" Ja und, ich sitze gerade auf Klo und versuche zu kacken... genauso gehaltvolle Information), werden offenbar auch die intimsten Geheimnisse trivial und Teil eines verzweifelten Exhibitionismus, der versucht ziellos sein Innerstes rauszuposaunen, um vielleicht irgendwo eine treue Seele zu finden, die doch an einem persoenlich interessiert ist und nicht an dem irrefuehrenden sexy Avatar aus dem Ikea-Fanclub-Forum.

Aber lesen die Menschen das alles? Ich bin ja neu auf dem Gebiet, unerfahren und "jung". Ich weiss das nicht. Mein Blog ist erst wenige tage alt, hat erst den (hiermit) vierten Eintrag und zumindest einen treuen Leser, der sich wiederholt aeussert. Ich muss mir mal andere Leute Blog anschauen, was die so zum besten geben, aber insgesamt beschleicht mich ein komisches Gefuehl...

Alle machen mit, aber keinen interessierts.


... etwa so wie Weihnachten ...

-db
Imperator - 26. Nov, 13:54

Klasse

hey, der donk spricht mir wahrhaft aus der seele. blogs erschienen mir bisher auch nur als nicht anderes als forendiskussionen reduziert auf selbstgespräche. aber zumindest bei einem lohnt es sich ja nun anscheinend, öfters mal vorbeizuschauen.

Donk Bars - 27. Nov, 09:25

UUUUUH!

HEY, Imp! Nice 2 C U!!!
dertrickzer - 27. Nov, 13:09

hmmmm.

die frage die sich stellt, ist doch, WOZU verwendet man seinen blog. nüchtern gesehen, ist es nur ein gerüst, welches erstmal jedem zugänglich ist. dieses lässt sich aber vieleitig nutzen. wenn das internet als geschäftszweig verwendet wird (und nicht nur, um die freizeit virtuell zu gestalten), ist blogging m.e. sehr wohl sinnvoll. aber wie mit allem, man muss es pflegen!! der grossteil der blogger denkt, blog eröffnet, einen beitrag reingesetzt und fertig. eben nicht! was will man anderen mitteilen? hat man überhaupt etwas zum mitteilen? finde ich durch den blog die jeweilige zielgruppe?

forum = massen
blog = individual


gruss
dertrickzer

Donk Bars - 27. Nov, 17:40

Schon klar...

...diese Möglichkeit erwähne ich ja auch kurz. Das Bloggen kann durchaus sinnvoll sein, sei es mit geschäftlichem Hintergrund, sei es zur puren Entlüftung von Verbalstaus, wie in meinem Fall. Was ich so meinte, ist die gehäufte Verwendung des Blogs als eben Log, als eine Art des Tagebuchersatzes. Nun ist obiger Text latürnich ziemlich im Stream-Of-Consciousness verfasst und hat daher wenig Anspruch auf Legitimität als solche, aber amüsant ist und bleibt der Kontrast zwischen geheimem Tagebuch und öffentlichem Blog, zuu dem sich andere auch noch äußern können. Und die Frage ist eben, wie es im Massen-Fall genutzt wird? Als literarisch-stilistisches Medium, (eine Art der interaktiven kolumne), als Werbefläche für eigene Erzeugnisse und Tätigkeiten oder als Abwurfstelle für individuelle Artikulationsschälle, die keinen interessieren.

Und da ich mich selbst hier feilbiete, ist auch etwas Selbstkritik dabei, wenn ich als (Neu-)Blogger auch nix anderes mache, als krudes Zeug zu sabbeln...

;D

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