Montag, 5. Februar 2007

Müllermilch Erdbeer und zwei Mandarinen

Eine Anekdote aus meiner "Jugend".

Es war im Zivildienst. Ich schob selbigen in einem örtlichen Krankenhaus. Toller Job: Zivi im OP. Dort hatte man Kontakt mit lustigen Pflegern und Gepflegten, Narkotisierten und Narkotisierern, Chirurgen und Menschen. Dienst begann um 07:00 und endete um 15:30. Nicht selten machte ich einen kurzen Halt beim auf dem Weg liegenden Spar-Markt. Dort holte ich mir eine Müllermilch Erdbeer und verzehrte sie auf dem Fahrrad. Ja, mit etwas Übung kann man beim Radfahren auch aus diesen elenden Plastikbechern schlürfen.

Daheim angekommen gab ich mir meine fette Ladung TV und zwei Mandarinen. Das einzige aufkommende Problem war ein leicht flaues Gefühl im Bauch. Aber das kannte ich ja schon. Ich habe einen empfindlichen Magen.

Schließlich musste ich zum Fahrunterricht - an sich schon ein gefährliches Unterfangen, hatte ich doch bei der Fahrt dorthin mal einen hässlichen Unfall. Davon hier mehr. Ich kam diesmal sicher und heile an, nur mein Magen rebellierte zunehmend. Die Ausführungen des freundlichen Herrn S. strichen eher ungehört vorbei, während ich immer nervöser zur Uhr schaute. Sekunden rannen langsam dahin wie alte Suppe.

Um 20:00 soll der Unterricht vorbei sein, aber ich hielt es nur noch bis 19:50 aus. Es ging einfach nicht mehr. Aus. Vorbei. Ich meldete mich, mir ginge es nicht gut, ob ich eher gehen könnte. War kein Problem, zeichne schnell Deine Anwesenheit ab, siehst auch nicht gut aus. Ich kritzelte schnell meine Unterschrift hin und machte mich auf den Weg nach hinten, um meine Jacke zu holen. Die Jacke ließ ich hängen. Es ging WIRKLICH nicht mehr. Ich sprintete in Richtung Toilette, riss die Tür auf und fand den Raum dunkel vor. Winzig, klein, eng. Wo war der Lichtschalter?

Es ist mir noch immer unerklärlich, warum das so wichtig war. Ich hätte einfach losbrüllen sollen, aber doch nicht in der Öffentlichkeit. Licht an, Tür zu, so macht man das. Aber den Lichtschalter konnte ich einfach nicht finden! Da geschah es.

Bevor ich in Details gehe: Die Kloschüssel habe ich getroffen.

Den Deckel.

Und darüberhinaus auch noch den Rest der Schüssel, vor allem von außen. Genau so auch den lustigen Klovorleger drum herum. Und die Fliesen und die Tapete an der Wand, den Teppich im Flur, meine Schuhe, Hose und Pullover. Alles war voll von dem, was nun noch von der Müllermilch und den Mandarinen übrig geblieben war. Ich hatte versucht mir noch die Hand vor den Mund zu pressen, aber man macht sich kaum Vorstellung von der Kraft des Kotzens. Es ist etwa so, als presse man seinen Daumen auf einen voll aufgedrehten Wasserhahn. Es spritzt. Und das nicht zu knapp. Es fühlte sich an, als käme es mir aus den Ohren. Nun ja, die Richtung stimmte auch in etwa. Während ich nebenan, hinter einer kleinen Tür hörte, wie die anderen Führerscheinaspiranten zu ihren Jacken griffen, machte ich mich dran, die Sauerei mit Klopapierschnipseln zu beseitigen. Das dauerte und war von nicht allzuviel Erfolg gekrönt. Dann entdeckte ich auch den Lichtschalter hinten im letzte Eck des Kämmerleins. Nicht gut.

Es war im Winter und ich stand mit T-Shirt und Socken vor meinem Fahrlehrer. "Haben Sie mal einen Lappen? Mir ist da was passiert. Ich hab den Lichtschalter nicht gefunden."

Inzwischen ging es mir ja wieder prima. Nur peinlich berührt. Deswegen lehnte ich auch seine Angebote ab, mich nach hause zu fahren. Wieso? Wie käm ich am nächsten Tag zur Arbeit? Ich wollte nur meinen Lappen. Nun gut, er schickte mich nach hause und beteuerte, ich müsse nicht mehr mit dem Lappen dabei. Keine Ahnung.

Eine Woche später. Ich konnte mir nicht verkneifen einen Blick zu riskieren. Alles war sauber. Es war neu tapeziert. Und draußen, neben der Tür prangte ein neuer, glänzender Lichtschalter.

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